Die Auseinandersetzung mit anderen Ansichten ist immer auch die mit den eigenen. Andere Ansichten und Ideen fordern die eigenen immer heraus. Wenn man sie ernst nimmt, zwingen sie einen die eigenen zu hinterfragen, womöglich auch zu ändern. Das fällt nicht immer leicht, denn wir identifizieren uns oft mit unseren Anschauungen und wir müssten uns folglich selbst hinterfragen. Dazu haben wir nicht immer die Kraft und auch oft Angst vor den möglichen Konsequenzen. Man könnte sein Gesicht verlieren, das eigene Ego könnte leiden, man könnte blöd dastehen. Es könnte sogar passieren, dass unser eigenes Weltbild zusammenbricht und wir dadurch in ein Loch fallen. Haben wir aber genug Kraft und Willen diese Herausforderung anzugehen, werden wir, früher oder später, wie ein Phönix aus der Asche auferstehen und auch die Welt wird eine andere sein. Oft glauben wir, wir hätten diese Kraft nicht, doch in Wahrheit braucht es oft viel mehr Kraft sein eingefahrenes Weltbild aufrecht zu erhalten und es gegen jegliche Einflüsse zu verteidigen. Meist geht das auch nicht nur auf eigene Kosten.
 
Andere Ansichten ernst zu nehmen ist nicht immer Leicht. Widersprechen sie den eigenen doch auch manchmal diametral. Auch wenn man nicht immer die Kraft hat, so lohnt es sich doch hin und wieder, auch mal, die für einen selbst abwegigsten Ansichten ernst zu nehmen und zu versuchen sie nachzuvollziehen. Es hilft einem, nicht zuletzt, auch die eigenen Ansichten zu schärfen und besser zu verstehen. Z.B. kommt man drauf, dass innerhalb eigentlich entgegengesetzten Ansichten auch übereinstimmende Aspekte zu finden sind. Was dann ein Ausgangspunkt sein kann eine gemeinsame, umfassendere Ansicht zu entwickeln.
 
Im Umgang mit Ansichten gibt es verschiedene Werkzeuge die benutzt werden können um sie besser einordnen zu können. Alle diese Werkzeuge können gelernt und trainiert werden! Da wäre z.B. Logik, Wissenschaft und Achtsamkeit aber auch Bauchgefühl, Empathie und das eigene Gewissen. Auch die Konfrontation in einer Diskussion ist ein Werkzeug, eigene und andere Ansichten einzuordnen. Am besten man überprüft Ansichten mit möglichst vielen Werkzeugen. Wenn dabei kein einheitliches Bild heraus kommt, sollt man sich hüten, sich eine starke Meinung zu bilden. Man sollte viel mehr versuchen seine Werkzeuge zu verbessern und mehr Fakten sammeln.
 
Zum Abschluss noch ein ganz praktischer Tipp: Man sollte sich jedes mal, wenn man von jemand anderen etwas verlangt (z.B. Offenheit, Wissenschaftlichkeit, Mitgefühl, Logik usw.), auch sich selbst fragen, ob man dem Folge leistet.
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