Unsere größte Angst ist wahrscheinlich die, in sich selbst zu schauen und etwas zu finden, das dem eigenen Selbstbild widerspricht.

Gewiss gibt es in jedem von uns so etwas zu finden und es ist nur natürlich, dass unser Selbstbild nie akkurat ist. Wir kommen ja ständig in neue unvorhersehbare Situationen, denen wir dann auch wieder, mehr oder weniger, unvorhersehbar begegnen.

Unser wirkliches Selbst, wird in jedem Moment neu erschaffen. Unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit, unsere momentaner Zustand gemeinsam mit der jetzigen Situation, formen das was wir sind jeden Augenblick auf's neue. Jedes Selbstbild, das wir von uns haben, hinkt da immer hinten nach und beruht meist auch zum großen Teil auf Selbsttäuschung. Denn um überhaupt ein einheitliches Bild von uns selbst zu konstruieren, müssen wir vereinfachen, Dinge weg lassen oder hinzufügen.

Das alles führt noch zu keinem Problem. Solange uns das bewusst ist und wir unser Selbstbild auch als das sehen was es ist, nämlich ein Versuch einer Annäherung an uns selbst. Solange hilft es uns, uns selbst näher zu kommen und uns selbst, aber auch andere, besser verstehen zu lernen. Vergessen wir aber, dass unser Selbstbild und wir selbst nicht das gleiche sind, neigen wir schnell dazu unser Selbstbild als das anzusehen, was wir sind. Wir beginnen dann damit, die Realität so zu deuten, dass unser Selbstbild erhalten bleibt. Je öfter wir das tun, umso mehr driftet unser Selbstbild und das, was wir eigentlich sind auseinander. Wir müssen die Realität immer mehr verbiegen um das eingefahrene Bild von uns zu erhalten. Nicht nur, dass wir beginnen die Realität zu verbiegen, wir verlieren auch die Möglichkeit uns selbst weiter zu entwickeln. Wir verlieren im Prinzip das, wovor wir eigentlich Angst haben es zu verlieren. Nicht die Konsistenz unseres Selbstbildes, sondern wir verlieren unser Selbst als solches.

Je länger wir das machen, umso schmerzlicher wird am Ende die Erkenntnis wer wir wirklich sind. Die Angst vor diesem Schmerz wächst, denn im tiefsten inneren bemerken wir, dass wir uns etwas vor machen und der Teufelskreis beginnt.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, müssen wir uns bewusst machen, dass wir nicht alleine seid. Es geht uns allen so, mal mehr mal weniger. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir nicht gemocht werdet, weil wir unser Selbstbild aufrecht erhaltet. Wir werdet gemocht, wenn wir wir selbst sind und uns selbst in jedem Moment so nehmen wie wir sind, auch wenn uns das nicht gefällt, was wir da sehen. Wir müssen zuhören, andere wichtig nehmen, auch wenn sie uns widersprechen. Denn dann können wir uns entschuldigen uns Hilfe suchen, versuchen uns zu bessern und gemeinsam wachsen! So fällt es uns leichter zuzulassen, dass wir unser Selbstbild verlieren und uns schlussendlich wieder selbst finden!

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