Manchmal vergessen wir das, oder wollen es verhindern. Manchmal wollen wir niemanden brauchen, weil wir glauben es alleine schaffen zu können. Manchmal, weil wir niemanden zu Last fallen wollen. Manchmal weil wir Angst haben uns zu öffnen. Denn sich einzugestehen und vor allem zu zeigen, dass man jemanden braucht, ist immer auch damit verbunden sich selbst und auch andere mit seinen Problemen zu konfrontieren. Das fällt oft nicht leicht. Andere zu brauchen ist auch mit Kontrollverlust verbunden. Denn so lange man alleine ist, hat man scheinbar die Kontrolle, aber sobald man andere um Hilfe bittet, weiß man nicht genau wie andere darauf reagieren und wie sich die Sache weiter entwickelt. Behält man alles für sich, denkt man sich vielleicht, mit ständiger harter Arbeit daran wird man das Problem schon irgendwann alleine lösen. Ohne andere Perspektive, erkennt man aber meist nicht, dass man sich nur im Kreis bewegt und nur Motivation und Kraft immer weniger werden.

Sicher, manche Aspekte unseres Lebens müssen wir auch alleine bewältigen, aber auch dass funktioniert nie ganz ohne Rückhalt und Unterstützung von außen. Besonders nicht auf Dauer. Uns selbst einzugestehen, dass wir unser Leben nicht alleine bewältigen können, mag sich im ersten Moment wie Aufgeben anfühlen, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung aber als das genaue Gegenteil. Denn gebraucht zu werden beruht auf Gegenseitigkeit. Genauso wie wir andere brauchen, werden wir auch von anderen gebraucht. Manchmal vergessen wir auch das. Oft genug deswegen, weil wir uns einreden, selbst niemanden zu brauchen. Ganz besonders dann, wenn uns die Kraft aus geht anderen zu helfen, weil wir selbst nicht um Hilfe bitten.

Meistens ist gebraucht zu werden ein schönes Gefühl. Man fühlt sich wertgeschätzt. Es gibt uns einen Sinn im Leben. Wir sollten daran denken, wenn wir wieder einmal glauben, alleine mit allem zurecht kommen zu müssen. Wenn sich gebraucht zu werden, hingegen als Belastung anfühlt, sollte man sich überlegen, ob man vielleicht selbst Hilfe braucht und diese auch annehmen sollte. Auch wenn man denkt, die anderen haben auch genug zu tun und man will ihnen nicht zur Last fallen, ist es dennoch in der Regel der bessere Weg nach Hilfe zu fragen, wenn man sie braucht. Man kann sich ja dann gegenseitig helfen! Im richtigen Leben gibt es fast nie eine plus-minus Bilanz, bei der etwas verloren geht, wenn man etwas her gibt und etwas gewonnen wird, wenn man etwas nimmt. In der Regel werden Dinge besser, wertvoller, schöner und auch leichter zu ertragen und zu meistern, wenn man sie teilt.

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